Sonntag, 14. August 2011

Sonntag, 24. Juli 2011

souveränität zweiten grades

als nachtrag oder ergänzung zum manifest möchte ich über strategien bei der ablehnung etwas hinzufügen, was sich durch den begriff  der 'souveränität zweiten grades' erklären lässt. im grunde geht es darum, das eigene kontrollbedürfnis über reaktionen anderer aufzugeben, um mut zu finden, sich einer situation potentieller ablehung auszusetzen. es verfolgt den gedanken, das selbststigma durch das überprüfen der vermuteten ablehnung und schlechter bewertung überwinden zu können. deswegen sind solche auseinandersetzungen mit anderen unabdingbar, da nur diejenigen, von denen man ablehnung befürchtet, beweisen können, dass sie es eben nicht unbedingt tun würden. m.e. ist dieser mut um so schwieriger zu finden, je mehr man am glauben festhält, die reaktion des anderen in bestimmten situationen beeinflussen zu können. wissenskontrolle um die eigene infektion sei hier ein stichwort. man sollte erkennen, dass man keine reine, pure, ausschließliche souveränität im umgang mit anderen erlangen wird, weil es immer wieder zu dummen situationen kommen kann und dass die reale welt lange zeit noch derart aussehen wird. aber man kann, glaube ich, nicht ausschließlich diese ohnmacht fühlen, sondern die ohnmacht in eine erkenntnis transformieren, die ohnmacht integrieren, sie zu einem bestandteil von einem selbst machen und darin zu einer souveränität zweiten grades kommen. eine souveränität, die immer ob der eigenen schwäche weiß, die so in eine stärke umgewandelt wird.

Dienstag, 12. Juli 2011

good aids vs. bad aids

sarah silverman zu hiv

"we have the chance to make change, ok, if we can put a man on the moon, we can put a man with aids on the moon, and some day, we can out everyone with aids on the moon. so who's with me?" 

in der folge "positiv negativ":
http://www.myspass.de/myspass/shows/tvshows/sarah-silverman/Positiv-negativ--/2435/

or if you'd rather watch the original english version:
http://www.tv-links.eu/tv-shows/The-Sarah-Silverman-Program_7135/season_1/episode_3/

Samstag, 25. Juni 2011

running through the love parade

bis heute nachmittag im tcsd-umzug und die premiere meines manifestes!

MANIFEST ZU HIV



„in 1969 queers fought back. in 2011, queers [with hiv] say ok“.
hiv-positive schweigen zum thema hiv aus angst, dabei sozial gebrandmarkt zu werden. sie organisieren sich in bareback-communitys, die eine politische auseinandersetzung mit hiv nicht wollen. außerdem schließen sich sich in selbsthilfegruppen ein, um zumindest dort trost zu finden und ihre außenseiterrolle für kurze zeit aufzuheben. keinen positiven scheint der status quo zu stören. lieber werden die eigenen gefühle verschwiegen, anstatt diese gegen das schlechte bild von hiv zu verwenden, denn dieses nimmt ihnen die würde. es wird zeit, das zu ändern!

eine gesetzgebung, die die alleinige verantwortung von den positiven fordert und die es hiv-negativen personen erlaubt, opfer zu sein, muss abgeschafft werden!
jeder hat für sich selbst sorge zu tragen. beim sex treten sich zwei mündige personen gegenüber, bei denen gleichberechtigung herrschen sollte und nicht eine juristische betrachtung der letztverantwortung auf den hiv-positiven.

der staat und seine hiv-prävension sollten dem einzelnen nicht vorschreiben, wie er sex haben solle!
jeder mensch ist für sich selbst verantwortlich und jeder muss selbstbestimmt sorge für sich tragen. die hiv-prävention darf uns nicht vorschreiben, welche gesundheit erstrebenswert sei. wir müssen das recht zurückgewinnen, frei über unseren körper zu entscheiden. wir lehnen eine sichtweise ab, die uns für „dummi“ oder pathologisch erklärt. vielmehr fordern wir den respekt, den eine eigenständige wahl verdient.

jemand, der durch eine bluttransfusion hiv bekommt, sagt man, sei unschuldig.
eine heterosexuelle frau, die ohne kondom sex hat und sich hiv zuzieht, sagt man, sei bemitleidenswert und unschuldig.
ein schwuler mann, der einmal ohne kondom fickt und sich mit hiv infiziert, sei mehr schuldig.
ein schwuler mann, der wissentlich immer wieder sexuelle risiken eingeht und hiv einfängt, sei am schuldigsten.
wieso sind nicht alle gleich betroffen? wieso ist hiv eine frage der schuld?

hiv-positive haben nicht die größten probleme beim zahnarzt oder am arbeitsplatz, sondern in der sexuellen ablehnung und deren folgen!
wir müssen mit der angst leben, verstoßen zu werden, wenn wir beim sex oder in einer angehenden beziehung unseren hiv-status offenlegen. oft sind wir dabei dem unverständnis oder dem ekel anderer ausgesetzt. trotz der möglichkeit eines kondoms und der tatsache der nichtinfektiösität bei erfolgreicher therapie werden hiv-positive von personen, die sich sonst immer schützen, abgelehnt, weil diese angst haben und wohl dann an die zweckmäßigkeit der verhütung nicht mehr glauben. dies führt dazu, dass viele hiv-positive sexuelle kontakte scheuen. gefahren dabei sind isolation und psychische erkrankungen. der verweis auf andere hiv-positive, der durch die angst vor ablehung von seiten hiv-negativer entsteht, kann negative folgen haben: die nicht auf die probe gestellte angst verstärkt das innere stigma und innerhalb der vernetzung hiv-positiver besteht eine erhöhte gefahr für hepatitis c (gesetzt bestimmte sexuelle praktiken) und andere sexuell übertragbare krankheiten.

sei wütend! wenn dir das nicht kraft gibt, probier's mit panik. schrei! probier's mit irgendwas, was dich aus der trauer und passivität reißt, die aus der überzeugung rührt, keine macht darüber zu haben, was passiert!
auch wenn ablehnung immer verlust und trauer gleichkommt, sind eine traurige wut oder wütende trauer besser als eine erdrückende passivität.

wir müssen versuchen, die ideologie zu verstehen, die uns scham fühlen, schweigen und uns zu gegenständen der bewertung werden lässt. wir müssen erkennen, dass es durchaus möglich ist, diese ideologie zu verändern, wenn wir anfangen, uns auszusprechen, uns zu organisieren um letztendlich die macht über die politik und die bilder von hiv zu gewinnen!





HIV-POSITIVE MANIFESTO

in 1969 queers fought back. in 2011, queers [with hiv] say ok“.
there is a general fear among queers with hiv of speaking out. the ever present fear of social stigmatisation looms quietly in the background and prevents any form of of politicisation. left only to congregate in bareback communities or self pitying discussion groups, the queer with hiv has taken on a passive anti-identity at best to finding a shoulder to cry on or an escape from their role as a social leper. oddly enough we seem to be completely complacent with this incapacitating status quo. instead of productively channeling our feelings against such a negative image we would rather keep our feelings to ourselves. it's time to change that!

we demand the abolition of a law which, in essence, holds anyone with hiv holely responsible and allows hiv-negative persons to be victims!
everyone should be responsible for themselves. sex is always something between two consenting adults as equals. It should not seek final responsibility in the person with hiv by holding him liable in any case of an infection.

the state and its programme of hiv-prevention should not dictate how one should or should not have sex!
every person is responsible for himself and must take care of himself. hiv-prevention should not dictate a certain desirable state of health. let us regain the right to determine our bodies ourselves. we refute being perceived as „dummies“ or being deemed pathological. we demand the respect any autonomous choice deserves.

if somebody contracts hiv through a blood transfusion it is not considered his fault.
a heterosexual woman having unprotected sex is deemed a victim and is generally pitied.
a gay man fucking without a condom once is considered considerably more to blame.
a gay man continuously having unprotected sex and contracting hiv is deemed the most blameworthy.
why isn't everybody effected in the same way? why is hiv a question of blame for one's infection?

people with hiv do not encounter their biggest problems at the dentist or at work but in sexual rejection and its consequences!
we must live in fear of being rejected every time we chose to disclose our hiv status before sex or during a relationship. We are often subject to the disgust and judgment of others. The belief in prophylactics is in fact often shattered when confronted with the mere possibility of sexual intercourse with someone positive who is therefore categorically rejected. this leads to many hiv-positive people avoiding sex altogether resulting in isolation and psychological illnesses. restricting themselves to other hiv-positive-people out of fear of being rejected by hiv-negative-people entails a number of negative consequences: not putting these fears to the test reinforces the inner stigma of being bound to an hiv-positive-community in which there is also a hightened risk, given certain sexual practices, for hepatitis c and other stds.

feel some rage! if that doesn't empower you, try panicking! scream! try anything to tear you out of your dolefulness and passivity. they both stem from a heightened sense of powerlessness!
even if rejection always leads to loss and dolefulness, a melancholic anger or even an angry dolefulness are better than a stifling passivity.

we must learn to understand the ideology teaching us to feel shame, remain silent and accepting moral judgment at all time. we must realise the mutable nature of this ideology and begin to verbalise our anguish and organise ourselves in order to regain control over politics and the images of hiv!


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unsäglich vielen dank an sean für die übersetzung.